#DeutschlandRettetLebensmittel – unter diesem Hashtag hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vom 29. September bis 6. Oktober 2022 die diesjährige Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ ins Leben gerufen.
Der Grund ist klar: Es landen zu viele Lebensmittel in der Tonne: Statistisch gesehen wirft jeder Verbraucher ca. 78 kg im Jahr weg. „Lebensmittelverschwendung ist ein großes Problem, das gerade mit Blick auf die Klimakrise dringend angepackt werden muss – und zwar überall dort, wo Lebensmittel tatsächlich verschwendet werden“, so Bundesminister Cem Özdemir.
Warum die Aktionswoche wichtig ist
Die Gesamtmenge an Lebensmittelabfällen (Frischmasse) betrug im Jahr 2020 ca. 11 Millionen Tonnen. Neben übrig geblieben Speiseresten und nicht verkauften Lebensmitteln zählen dazu z. B. auch nicht essbare Bestandteile wie Nuss- und Obstschalen, Strünke und Blätter, Kaffeesatz oder Knochen. Die Abfälle entstehen in allen Sektoren der Versorgungskette: Von der Primärproduktion und Verarbeitung über den Groß- und Einzelhandel bis hin zur Außer-Haus-Verpflegung und den Privathaushalten – und die sind zum Teil vermeidbar. Der Aktionstag soll ein Bewusstsein dafür schaffen und eine Änderung im Verhalten initiieren.
Zukunftsträchtig: Forschungsgruppe begleitet Projekte
Der Großteil der Lebensmittelabfälle entsteht mit 59 Prozent (6,5 Mio. Tonnen) in privaten Haushalten – auf diesen legt der Aktionstag in diesem Jahr auch seinen Fokus. Konkret kann zum Beispiel jeder Haushalt Projekte zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen einreichen. Parallel können teilnehmende Haushalte an einem Forschungsprojekt teilnehmen: Sie messen ihre private Lebensmittelverschwendung und dokumentieren fortlaufend, welche Fortschritte es durch Mitmachaktionen im Rahmen der Aktionswoche gibt. Forscher der TU Berlin begleiten die Projekte und leiten anschließend aus den gesammelten Daten und Erkenntnissen entsprechende Maßnahmen für die Zukunft ab.
Auch wenn in diesem Jahr der Fokus auf private Haushalte liegt, die Thematik hat logischerweise auch für Gastronomen einen hohen Stellenwert: Ressourcenschonendes Wirtschaften bedeutet schließlich auch verringerte Kosten.
Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung
Die Bedeutung der Problemstellung findet sich auch in der „Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ wieder. Deren Ziel ist es, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung in Deutschland pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Lebensmittelabfälle einschließlich Nachernteverlusten zu verringern. Vor allem geht es darum, die Lebensmittelversorgungskette so zu gestalten, dass Abfälle auf jeder Stufe vermieden werden bzw. Überschüsse gar nicht erst entstehen.
Ein Gutachten der wissenschaftlichen Beiräte für Ernährungs-, Agrar- und Waldpolitik des BMEL hat ergeben, dass bei einer 50-prozentigen Reduzierung der Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten sechs Millionen Tonnen CO2-Äquivalente an Treibhausgas-Emissionen in Deutschland eingespart werden – die Vermeidung von Lebensmittelabfällen trägt damit signifikant zum Ressourcen- und Klimaschutz bei.
Um die Nationale Strategie umzusetzen und an den gesetzten Zielen zu arbeiten, sind Dialogforen für die einzelnen Sektoren entstanden.
Wer produziert Foodwaste?
Großes Potenzial beim Außer-Haus-Markt
Mit 30 – 50 Prozent bietet der Außer-Haus-Markt im Bereich Lebensmittelabfälle besonders viel Einsparpotenzial. Das ist zumindest das Ergebnis der seit 2014 durchgeführten über 720 Abfallmessungen und -analysen durch United against Waste e.V. in Kooperation mit unterschiedlichen Betrieben.
Das Dialogforum Außer-Haus-Verpflegung hat unter Koordinierung des WWF Deutschland nach dreijähriger Arbeit eine Zielvereinbarung verabschiedet. Die Unterzeichner der Vereinbarung (u. a. Betriebskantinen, Hotels, Krankenhäuser und Schulen) erklärten sich bereit, ihre Lebensmittelabfälle bis 2025 um 30 Prozent und bis 2030 um 50 Prozent zu verringern.
Wie Gastronomen Lebensmittelabfälle minimieren können
Laut einer Gästebefragung der npdgroup bevorzugen fast die Hälfte der Befragten, Restaurants, die sich um Nachhaltigkeit bemühen. Gastronomen haben unterschiedliche Möglichkeiten, dieses Bedürfnis zu erfüllen: von Mehrwegverpackungssystemen über Flächen- und Ressourcenminimierung bis hin zur Auslobung von Gesundheits- und Nachhaltigkeitsfaktoren.
Um Lebensmittelabfälle im Betriebsrestaurant zu vermeiden, bieten sich unter anderem an:
- Portionsgrößen anpassen
- Vorbestellungen ermöglichen, um Einkäufe zu optimieren und Überproduktion zu vermeiden
- Regelmäßige Inventur und auf die richtige Lagerung achten
- Lebensmittel an Bedürftige (bspw. Die Tafel) spenden
Auch im privaten Bereich lassen sich Lebensmittelabfälle vermeiden: Ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum heißt noch lange nicht, dass das Lebensmittel entsorgt werden muss. Hier lohnt es sich, sich auf seine Sinne zu verlassen: Riecht das Lebensmittel komisch, zeigt Verfärbungen auf oder schmeckt anders als gewohnt, sollte es entsorgt werden. Wenn nicht: Guten Appetit.
Fazit: Lebensmittelverschwendung betrifft uns alle
Um Lebensmittelabfälle zu verringern, bedarf es keine teuren Technologien oder aufwendige Prozesse. Die Verantwortung dafür liegt bei uns allen und oft reichen schon kleine Verhaltensänderungen – sei es beim Einkauf, der Lagerung oder der „Missachtung“ des MHD. Die Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ soll genau dafür das Bewusstsein schaffen und liefert gleichzeitig spannende Forschungsergebnisse. Mit der Vermeidung von Foodwaste kann jeder ohne große Anstrengungen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.